BZ Artikel, 07.11.18 – Interview mit der 11.11. Regisseurin Andrea Kiefer
Ich werde schon am 12.11. nervös” (veröffentlicht am Mi, 07. November 2018 auf badische-zeitung.de)
ZELL. Er ist – zumindest was närrische Auftritte angeht – der Höhepunkt der Zeller Fasnacht: der Ölfte Ölfte. Und das, obwohl er eigentlich gar nicht in der Fasnachtszeit liegt, die im schwäbisch-alemannischen Kulturraum am 6. Januar beginnt. Doch in Zell wird das närrische Datum 11.11. zelebriert wie kaum anderswo. Am Wochenende ist es wieder so weit. Seit zehn Jahren ist Andrea Kiefer Regisseurin der Veranstaltung. Dieser Tage probt sie mit den verschiedenen Ensembles, damit am kommenden Samstag alles sitzt. Die BZ hat sich im Vorfeld mit ihr unterhalten.
BZ: Für die Zeller ist der Ölfte Ölfte wesentlicher Bestandteil sowie der Startschuss der Fasnachtssaison. In ein paar Tagen ist es so weit. Was geht in einer Regisseurin so kurz vor dem großen Tag so vor?
Andrea Kiefer: Mega-Kribbeln, mega aufgeregt und Mega-Vorfreude. Je nach Tagesform überwiegt manchmal das eine, manchmal das andere. Und wer denkt, dass es nach so vielen Jahren besser wird: Fehlanzeige. Aber ich denke, genau das macht diesen Job aus.
BZ: Wie lange stehen Sie am Ölfte Ölfte schon auf der Bühne?
Kiefer: Da muss ich überlegen. Seit 19 Jahren (schmunzelt) und das, obwohl ich erst knapp über 20 bin.
BZ: Wann und wie wurden Sie dann Regisseurin dieses Abends?
Kiefer: Ich wurde als Nachfolgerin von Alfred Knauber gefragt. Das war vor zehn Jahren. Da hat mir Christoph Rudiger, damals Zeremonienmeister, wohl einen Glühwein zu viel an der Chilbi spendiert. Das machte mich so mutig, das Amt anzunehmen. Doch ich kann mit Sicherheit sagen, ich habe es nie bereut. Aber ich finde, ein Glühwein wäre mal wieder fällig.
BZ: Wie kann man sich die Arbeit als Regisseurin vorstellen?
Kiefer: Ich bin die Person, bei der die Fäden zusammenlaufen. Ich mache mir Gedanken, mit was wir die Zuschauer wieder überraschen können. Seit einigen Jahren liegt mir dabei vor allem die Eröffnung am Herzen. Mein großes Glück ist, dass die Akteure ihre Nummern selbst schreiben und dadurch jede Nummer ihre persönliche Note hat. Nur in seltenen Fällen muss ich von meinem Vetorecht Gebrauch machen, dann ist mal etwas unter die Gürtellinie gegangen. In Sachen Koordination von Licht, Film, Foto und Ton kann ich seit Jahren auf zuverlässige Hilfe zurückgreifen.
BZ: Wie entsteht denn der Abend beziehungsweise das Programm des Abends?
Kiefer: Also das erste Mal, dass ich nervös werde, ob mir wieder etwas einfällt, ist bereits am 12. November. Die wirkliche Planung geht dann aber erst Anfang September los. Dann findet das erste Treffen mit den Akteuren statt. Wir treffen uns zu einer Art Brainstorming und suchen nach Ideen und Themen. Dort legen wir meist schon fest, wer welches Thema aufnimmt. Nach diesem Treffen schreiben die Akteure ihre Nummern. Eine Woche vor dem Ölfte Ölfte findet dann die erste Gesamtprobe statt, an der die Nummern jedoch bereits weitestgehend stehen und intern geprobt wurden. In der Woche vor dem Auftritt findet die Hauptprobe mit Ton und Lichttechnik statt. Dort haben wir dann nahezu Originalbedingungen. Der wichtigste Faktor fehlt allerdings – das Publikum.
BZ: Was macht für Sie persönlich die Mystik dieses Abends aus?
Kiefer: Das Besondere an dem Abend ist definitiv die Stimmung und die Atmosphäre im Raum. Als Schreiber denkt man, man hat einen super Witz, an anderer Stelle denkt man: Naja, geht so. Dann kommt der Abend, und das Publikum entscheidet völlig losgelöst, ob witzig oder nicht. Oft kommen an dem Abend spontan sehr lustige Ideen zusammen, die kurzerhand noch eingebaut werden. Fakt ist, dass die Akteure am Abend zur Hochform auflaufen und dass das vom Publikum auch gedankt wird. Wenn dann der Hürus mit Gefolge von der Treppe runter in diese Menschenmasse kommt, ist Gänsehaut vorprogrammiert.
BZ: Wie lautet Ihr Hürustipp?
Kiefer (lacht): Wollen Sie wissen, wer es wird? Kleiner Scherz… Niemand weiß das außer dem Präsidenten. Auch ich lasse mich sehr gerne überraschen.
Info: Der Ölfte Ölfte findet am kommenden Samstag, 10. November, ab 20 Uhr im Spassi Fun- und Freizeitpark Atzenbach statt. Höhepunkte des Abends sind die Verkündung des Zeller Fasnachtsmottos die Vorstellung des neuen Hürus. Der Abend ist bereits ausverkauft.
ZUR PERSON: Andrea Kiefer
Die 37-Jährige ist seit zehn Jahren Regisseurin der Veranstaltung Ölfte Ölfte bei der Fastnachtsgesellschaft Zell. Genau so lange ist sie Mitglied in der FGZ, zuerst als Beirätin und seit sieben Jahren im Präsidium als Schriftführerin. Sie lebt inzwischen im benachbarten Häg-Ehrsberg.