Wellemacher

seit 1627

“Mr riiße ä Welle, wo‘s numme goht, mir Mittelstädter sin uf Droht…“ Dieses Lied erklang das erste Mal im Jahr 1964. Genauer am Gmeiobe der Mittelstadt im Löwensaal, als die neue Maskengruppe der Wellemacher von Gerhard Jung stimmungsvoll vorgestellt wurde. Fünf Wellemacher und zwei z‘Nüniwiiber hatten auf der Bühne um ein Lagerfeuer Platz genommen. Die ersten Wellemacher waren Heiner Leimgruber, August Kummerer, Dieter Roth, Franz Zimmermann, Werner Dichtel und als z‘Nüniwiiber Brigitte Kummle und Christa Roth.

Die Idee für diese erste Zeller Maskengruppe nach den Schrätteli hatte der Zeller Heimatdichter Gerhard Jung. Auch das Wellemacher-Lied hat er gleich dazu geschrieben. Sein Beweggrund für eine Maskengruppe war, mehr Leben am Umzug direkt auf die Straße zu bringen, da der Umzug damals fast ausschließlich aus Wagen bestand.

Der Entwurf der Masken stammt von Kurt Winkler. Das besondere daran ist, dass sich die Masken unterscheiden. Es gibt heitere und ernste. Die ersten Masken der Gründungsmitglieder werden heute noch getragen. Die Wellemacherhäs wurden allesamt von Ilse Greiner genäht. Die Figur des Wellemachers geht auf das Wellen machen zurück, eine Arbeit, die im 19. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts sehr verbreitet war. In jedem Haushalt wurde mit Holz geheizt, gekocht und gebacken. Das billigste Brennmaterial waren die Wellen, die jeder im Wald selber schlagen konnte. Praktisch jede bessere Hurscht konnte Wellen liefern. Wichtigstes Werkzeug war der Gertel, ein Haumesser, mit dem man die dünneren Äste abschlug. Diese Wellen wurden auf handliche Längen gekürzt und zu Wellenbündeln zusammengebunden. Zum Afüüre wurde der ganzen Bündel in den Ofen gesteckt. Weil es beim Wellen machen an den Berghängen rund um Zell immer Durst und Hunger gab, gingen die Frauen regelmäßig zu ihren Männern und brachten ihnen ein Vesper. Daran erinnern in der Mittelstadt die beiden z‘Nüniwiiber. Dass Wellemacher auch gerne Welle riiße (einen draufmachen), beweisen die Mittelstädter immer wieder aufs Neue.

Textauszüge aus Uli Merkles Buch “so sin mir”