Riedichen

seit 1627

Sie nennen sich gerne Oberzeller, um den „Städtli-Zellern“ zu suggerieren, dass diese „Unter-Zeller“ seien. Darüber lässt sich an Fasnacht ausführlich diskutieren. Eins ist aber sicher: Im fasnächtlichen Sinn sind sie auf jeden Fall „richtige Zeller“, die Fasnächtler der Bergvogtei Riedichen. Angefangen hat im Bergdorf alles mit der politischen Eingemeindung nach Zell 1972. Die Riedicher Dorfjugend, unter maßgeblicher Beteiligung von Heinz-Dieter Sütterlin, nahm dies zum Anlass, 1972 erstmals an Fasnacht aktiv zu werden und mit einer großen Abordnung in der Zeller Stadthalle Hürus Dieter von der Ochsenschlucht (Dieter Zimmermann) und dem FGZ-Präsidenten Hans Fräulin ihre Aufwartung zu machen. Letzterer hatte die „Oberzeller“ mit einem Fass Bier geködert. Dieses hatten die Riedicher bereits auf dem Berg oben ausgetrunken, es mit frischem Riedicher Quellwasser gefüllt und wieder an den FGZ-Präsidenten zurück gegeben. Ein Anfang war gemacht.
Am 11. Januar 1973 kam es zur offiziellen Gründungsversammlung im Gasthaus Sonne, bei der Heinz-Dieter Sütterlin zum ersten Bergvogt der neuen Vogtei gewählt wurde. Im gleichen Jahr veranstalteten die Riedicher erstmals einen Chappeobe und nahmen am Fasnachtsumzug teil. Auch wurde mit den Ankewiiber gleich eine eigene Maskengruppe gegründet. Der Chappeobe fand bis 1977 im Gasthaus Sonne statt. Seit 1978 wird er im Bürgersaal in der ehemaligen Schule durchgeführt, in der die Bergvogtei auch einen eigenen Fasnachtsraum unterhält. Der Riedicher Chappeobe wird immer unter ein bestimmtes Motto gestellt, auf welches das Programm abgestimmt ist.

Auch beim Wagenbau haben die Riedicher schon Glanzpunkte gesetzt. 1984 erreichten sie sogar mit dem Thema „Glaubet numme nit an Hexe“ den ersten Preis beim Umzug, was bis dahin noch keiner anderen Bergvogtei gelungen war. Die Freude über die Erstplatzierung war damals so groß, dass Vogt Rudolf Rümmele höchstpersönlich das seit Jahren nicht mehr erklungene Dorfglöckli auf dem Dach des alten Rathauses mitten in der Nacht anschlug und die längste Zeit bimmeln ließ, bis auch der Letzte im Dorf wusste, dass man den ersten Platz errungen hatte.
Zuerst wurden die Wagen im Dorf in der Schüüre des Gemeindehauses gebaut. Später konnten die Riedicher in der Glaserei Engler ideale Wagenbaubedingungen nutzen. Leider bauen die Riedichen seit geraumer Zeit keinen eigenen Wagen mehr, aber natürlich lassen sie es sich nicht nehmen, dem Zeller Umzug ihre Aufwartung zu machen, nun halt als Fußgruppe. Auch ein eigenes Schiibefüür gibt es in der Bergvogtei. Am Samstag nach Fasnacht loderte es früher auf der Stelli, seit 2004 wird es auf dem Chrüzbüehl entfacht.

Textauszüge aus Uli Merkles Buch “so sin mir”