Mittelstadt

seit 1627

Am Abend des 23. Januar 1936 machten sich einige Leute auf den Weg in die Krone. Sie kamen vornehmlich vom Speckzinke und der Diichgass. Ihr Treffen hatte nur einen Zweck: Die Gründung der Fasnachtsgemeinde Mittelstadt. Vier Wochen später war die Mittelstadt schon aktiv mit mehreren Wagen an der Heugumberfasnacht dabei. Und sie hatten bereits ihr eigenes Mittelstadt-Lied, das Fritz Mayer (de Radio Mayer) eigens für seine Gemeinde komponiert hatte. Die Gemeinde Mittelstadt war und ist in der glücklichen Lage, auf engstem Raum drei Wirtschaften zu haben, die auch im Gemeindewappen verewigt sind: Ein Kranz, ein Löwe und eine Krone zieren das Emblem.

Der Gmeiobe war bis 1987 auch gleichzeitig die Generalversammlung der Gemeinde Mittelstadt. An dieser  wurde der Bürgermeister, bzw. der Vogt und die anderen Amtsträger gewählt. Über Jahre hinweg hat der Kronenwirt Hermann Döbele die Wahl in seiner Eigenschaft als Oberbürgermeister geleitet, die er zur Freude der anwesenden Mittelstädter immer ratzfatz durchzog, denn diese erwarteten schon den Bürgernutzen, den es nach dem amtlichen Teil des Abends zu verzehren galt. Im Laufe des Abends wurden auch die Tätigkeitsberichte der Hebamme, des Polizisten und des Schermusers zum Besten gegeben. Seit 1988 wird die Generalversammlung der Vogtei Mittelstadt außerhalb des Chappeobe abgehalten; die Berichte von Bolizischt, Schermuser und Hebamm sind geblieben – und der Bürgernutzen.

Kurz nach dem Krieg kam es zu „ernsthaften“ Reibereien zwischen der Mittelstadt und der Gemeinde Obertal. Dem offiziellen „Beistands- und Nichtangriffspakt“, den die Obertäler 1950 der Mittelstadt anboten, folgte 1951 eine nicht sehr schmeichelhafte Retourkutsche. Jener Eklat führte 1962 zum ersten Narreg’richt zwischen den beiden Fasnachtsgemeinden. 

Die Mittelstadt, die mit die ältesten und ursprünglichsten Zeller Gebiete präsentiert, brachte immer wieder Originale hervor. Erinnert sei an dieser Stelle an August Kummerer (de Chummerer Guschti).
Tradition in der Mittelstadt hat das Frauenrecht. Seit 1954 wird dieser nachfasnächtliche Brauch gefeiert. Die Mittelstädter Frauen treffen sich in einer Wirtschaft am Samstag nach dem Aschermittwoch zu einem fröhlichen Nachtessen. Männer haben keinen Zutritt oder mussten bei Eintritt lustige Prüfungen bestehen. Die Vogtei Mittelstadt steht auch für einen aufwändigen und fantasievollen Wagenbau, der seit einigen Jahren bei der Fa. Heizmann-Reisen in Atzenbach durchgeführt werden kann. In den letzten Jahren gelang es doch das eine oder andere mal, dem größten „Wagenbau-Konkurrenten“, dem Paradies, den ersten Platz bei der Prämierung streitig zu machen.

Textauszüge aus Uli Merkles Buch “so sin mir”