Hier finden sie unser, für Sie angelegtes, fasnächtliche Wörterbuch.
Alemannische und vor allem fasnächtliche Begrifflichkeiten, welche ins Hochdeutsche übersetzt und in kurzen Worten erklärt werden:
Eine Alti stellt schlicht und ergreifend eine alte Frau dar. Diese kann in Zell von jedem gespielt werden, d. h. jeder kann “e Alti mache”.
Alti waren die ersten Verkleidungen für die damals doch ärmliche Landbevölkerung. Man holte einfach etwas aus Omas Kasten und verkleidete sich damit. Dazu eine Larve und ein Kopftuch – fertig war das Häs in dem man möglichst unerkannt seine Spässe mit den Leuten treiben konnte.
Bis heute wird diese Tradition am Fasnachtszieschtig fortgeführt.
Alemannisches Wort für Butter
Andernorts bekannt als “Asbach-Cola” oder auch “Gedopter“. In Zell einfach bruuni Sau.
Hat in den eigenen Reihen einen gewissen Kultstatus und wird, speziell zur Fasnachtszeit, recht häufig konsumiert.
Direkt übersetzt heisst das “Kappenabend”.
Gemeint sind die Samstage vor der eigentlichen Fasnacht, an denen jede einzelne Vogtei ihren eigenen närrischen Abend veranstaltet. Man trifft sich in Wirtschaften, Sälen und Hallen, ein närrisches Programm wird aufgeführt und als Höhepunkt macht der Hürus samt Gefolge seine Aufwartung.
Alemannisch für “Kirchweih”.
Diese findet in Zell immer rund um den dritten Sonntag im Oktober statt.
Jedes Kind in Zell weiss es: Wenn der Ruf “spielet de Einser” erschallt, dann wird der Zeller Narrenmarsch angestimmt.
Egal ob von der Stadtmusik, der Hürusmusik oder sonst einer musikalischen Gruppierung, “De Einser” kann nur eines heißen: Gleich erklingt der Zeller Narrenmarsch “Holladio, d Zeller sin froh” und alle Zeller sind wie elektrisiert.
Alemannisches Wort für Bon Bon.
Wird an Fasnacht von vielen Maskengruppen an die Zuschauer am Strassenrand, vor allem an Kinder, verteilt.
Alemannischer Ausdruck für das Narrenkleid.
Alemannischer Brauch, welcher 1879 erstmals in Konstanz Erwähnung fand.
Hemdglunki , in anderen, alemannisch sprachigen, Regionen auch “Hemdglonker” genannt, heißt im Mittelhochdeutschen eine „baumelnde, hängende Locke“. Daraus entstand glunken bzw. glonken im Sinn von herumschwanken oder auch herumhängen. Daraus abgeleitet wurde der Begriff Glonker, ein Müßiggänger.
Heute zieht man am schmutzige Dunnschtig (Donnerstag vor Fasnacht) in weißen Nachthemden durch die Strassen, Gassen und Wirtschaften.
Die legendäre Zeller Fasnacht im Jahre 1936.
Spielte eine herausragende, wenn auch kritisch zu betrachtende Rolle in der Zeller Fasnachtsgeschichte. Großen Anteil daran hatten damals die politischen Kräfte, welche versuchten, die Fasnacht für ihre Zwecke zu missbrauchen. Sehr erwähnenswert ist jedoch, dass die damalige Organisation dieser Fasnacht viele Stadtteile dazu animierte, eine Fasnachtsvogtei zu gründen. In der Planungsphase jenes Ereignisses reichten die Kapazitäten der Wirtshaussäle nicht aus, um die interessierten Zeller zu fassen, die unbedingt mitmachen wollten. Heerscharen an Zuschauern kamen dann am Fasnachtssonntag nach Zell um dem, in fastnächtlicher Weise gespielten Kriegsszenario “im Vernichtungskampf gegen die Heugumper”, beizuwohnen.
Uli Merkle widmet jener Fasnacht in seinem Buch “so sin mir” ein eigenständiges Kapitel.
Gemeint ist der Latschariplatz.
Dieser bildet sich durch die Strassenkreuzung mitten im Städtli, welche die Schopfheimer-, Schönauer-, Kirch- und Bahnhofstrasse miteinander verbindet. Der Latschi (auch Latschari genannt) war und ist Treffpunkt aller Zeller. An Fasnacht spielen sich hier ausserdem die spektakulärsten Szenen ab.
Die Ochseschlucht ist ein Nadelöhr in der Schönauerstrasse, genau da wo früher das Gasthaus Ochsen stand.
Für die Zeller hat die Ochseschlucht an Fasnacht eine besondere Bedeutung. Am Fasnachtssonntag beginnt die Stadtmusik, welche zusammen mit dem Zeremonienmeister und den Schrätteli den Umzug anführt, eben genau da den legendären Zeller Narrenmarsch (De Einser). Zum einen weils dort besonders schön dröhnt, zum anderen aber vor allem weil nach dem ersten und zweiten Teil des Marsches genau auf Höhe der Sparkasse der Refrain “Holladio, d Zeller sin froh” beginnt. Es gibt Leute, die behaupten noch bis ins hohe Alter, dass das der Moment ist, an dem sie jedes Jahr aufs neue von Kopf bis Fuß Gänsehaut bekommen.
Alemannisch für Elfter Elfter.
Am Ölfte Ölfte findet die Zeller Fasnachtseröffnung statt. Bis 1969 im Löwensaal, von 1970 – 2014 in der Stadthalle und seit 2015 im Spassi Freizeitpark.
Es handelt sich um den Gala-Abend der Fasnachtsgesellschaft, der humoristische Einlagen und Parodien bis Mitternacht gewährleistet. An jenem Abend erfahren die interessierten Zuschauer aus nah und fern auch wie das Fasnachtsmotto für die kommende Kampagne lauten wird. Als Höhepunkt des Abends wird jedoch das größte Geheimnis von ganz Zell gelüftet: Endlich präsentiert sich der neue Hürus.
Übrigens ist der Ölfte Ölfte nicht zwangsweise am elften November, er wird in Zell immer auf den Samstag gelegt, der dem 11.11. am nächsten ist.
Hochdeutsch “Narrengericht”.
Ein Brauch aus der schwäbisch-alemannischen Fasnacht, welchen es seit dem 14. Jahrhundert (Stockacher Narrengericht) gibt.
In Zell wurde das Narreg’richt über Jahrzehnte hinweg zwischen Mitgliedern der Vogtei Obertal und der Gemeinde Mittelstadt gehalten.
Legendär die Wortgefechte zwischen Gerold Vollherbst und Hans Greiner, das einmal darin gipfelte, dass die Kontrahenten unter johlendem Beifall “blank zogen”.
Weitere humoristische Auszüge darüber, wie es damals zuging finden sie in Uli Merkles Buch “so sin mir“.
Eine Rätschi wird vor allem am Hemdglunki-Umzug am schmutzige Dunnschtig verwendet.
Das Prinzip, nach dem dieses Lärminstrument funktioniert, ist einfach. Mit einer Kurbel wird eine gezackte Walze gedreht, auf der etwa 10 cm breite Brettchen, auf denen ein Holzspan befestigt ist, aufliegen. Beim Drehen springt der Holzspan von Zacke zu Zacke und erzeugt dabei das “ratschende” Geräusch.
Früher wurden damit Vögel von den Feldern vertrieben, vor allem aber wurde die Rätschen für katholische Bräuche eingesetzt.
Liebevoller Spitzname aller Zeller für die Mitglieder des Präsidiums der Fastnachtsgesellschaft
Als Scheese wurde ursprünglich die Pferdekutsche bezeichnet. Das Wort leitet sich vom französischen „Chaise“ ab.
Heute ist damit jedoch der Kinderwagen gemeint. Wichtiges Vehikel um zur Fasnachtszeit allerhand Schabernack zu treiben.
Als Schnurre bezeichnet man das Kokettieren der verkleideten Narren mit Zuschauern und Gästen.
Besonders am Fasnachtszieschtig laufen die, als Alti verkleideten, Narren zur Hochform auf und schnurren was das Zeug hält. Es werden Geschichten erzählt, manchmal kurze, prägante Gedichte vorgetragen. Am besten ist es natürlich immer, wenn man die Leute in den Gasthäusern und am Strassenrand damit hinters Licht führen kann und diese keinen blassen Schimmer haben, mit wem sie jetzt gerade geschnurrt haben.
ist der Narrenruf der Zeller. Entstanden sein muss dieser wohl in den 1920er Jahren. Die Herkunft und Bedeutung ist leider ein ungelüftetes Geheimnis.
Sicher ist nur eins: TA-HÜ ist fest im Sprachschatz eines jeden Zellers verankert, ruft bei jedem der dies sagt oder hört ein breites Grinsen ins Gesicht und ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bestens bekannt.
“Uus-cheerete” gesprochen, bezeichnet die Stunden am Fasnachtszieschtig zwischen Verbrennung und Amtsabgabe des Hürus ( Schlag 24 Uhr). In dieser wenigen, verbleibenden Zeit werden nochmals alle Kräfte mobilisiert und die Sau rausgelassen. Alti schnuure mit den zahlreichen Gästen in allen Wirtschaften um die Wette, es spielen Live-Musiken und die Narren schütteln nochmals alle Strapazen der letzten Tage und Wochen ab.
Das sind geräumige Geräteschuppen der Vogteien wo sie ihren Wagenbau tätigen. Viele unserer Vogteien haben im Laufe der Jahren mit viel Eigeninitiative und Fleiß ihre eigenen Wagenbauschöpfe gebaut und unterhalten diese Häuser das Ganze Jahr.
Abkürzung für Zeremonienmeister.
Der Mann, der den Zeller Umzug und alle Einmärsche des Hürus leitet. Ausserdem ist er für sämtliche Umzugsaufstellungen sowie deren Kommentierung verantwortlich.